6/2019
Arthritis und Arthrose beim Pferd
Teil I

1. Allgemeines und Wissenswertes

Der Bewegungsapparat des Pferdes besteht aus Muskeln, Knochen, Gelenken, Sehnen, Bänder sowie dem Hufhorn und ist ein in sich geschlossenes System, bei dem bereits kleinste Störungen Wechselwirkungen bedingen.

So ziehen Fehlstellungen der Hufe eine Schonhaltung sowie Muskel- und Gelenkbe-schwerden nach sich, unpassende Ausrüstung, Zahnprobleme, Reiterfehler, Stress und Organschäden begünstigen permanente Verspannungen und somit Gelenkerkrankungen.

Beim alternden Pferd sind die Abnutzungserscheinungen auf Grund einer jahrelangen Belastung meist am größten.

In erster Linie sind die unteren Extremitäten betroffen, denn die Gelenke müssen hier viel Gewicht tragen und verschleißen deshalb leichter.

Aber auch Veränderungen an der Wirbelsäule treten öfter auf als am Kiefer, an der Hüfte, an der Schulter oder am Knie.

 

1.1 Unterschied Arthritis und Arthrose

Arthritis

Die Arthritis ist eine akute Gelenkentzündung, die meist schubweise verläuft.

Von einer Polyarthritis spricht man, wenn mehrere Gelenke betroffen sind.

Im Verlauf kann eine Arthritis zu Gelenkschäden und somit zur Arthrose führen.

Arthrose

Eine Arthrose ist ein chronisch degeneratives Gelenkleiden ohne Entzündungsgeschehen.

Hierbei handelt es sich um die Abnutzung bzw. den Verschleiß eines Gelenks, auch Osteoarthritis genannt, die das Gelenk durch Zubildungen mit der Zeit versteifen lässt.

Der normale, durch Alterungsprozess, bedingte Verschleiß gehört in der Regel nicht zum klassischen Krankheitsbild, hier spricht man eher von einer Altersarthrose.

 

1.2 Gelenke

Gelenke sind bewegliche Verbindungen zwischen zwei oder mehreren knöchernen oder knorpeligen Skelettelementen, welche statisch durch Bänder gehalten werden.

Eine aktive Bewegung von Gelenken erfolgt durch Muskeln und Sehnen.

Bei Gelenken unterscheidet man zwischen echten und unechten Gelenken.

 

Echte Gelenke haben zwischen den Knochen eine Unterbrechung bzw. Spalt, den sogenannten Gelenkspalt, welcher die, vom kalklosen Knorpel überzogenen, Gelenkflächen trennt.

Um das Gelenk liegt die Gelenkkapsel, die aus einer inneren Gelenkhaut und einer äußeren Schicht, dem Bindegewebe besteht, wie z.B. beim Hüftgelenk.

Diese Gelenkkapsel ist ein Hohlraum (Gelenkhöhle), die mit Synovialflüssigkeit gefüllt ist.

 

Unechte Gelenke sind Knochenverbindungen, die bindegewebig und knorpelig sind.

Sie weisen keinen Gelenkspalt auf und sind nur eingeschränkt beweglich.

Zu den unechten Gelenken zählen z.B. die Bandscheiben.

 

1.3 Synovia

Gelenkkapseln sind, wie oben bereits beschrieben, mit Synovialflüssigkeit gefüllt.

Sie ist somit die Verbindungssubstanz zwischen Gelenkkapsel und Gelenkknorpel.

Synovia ist ebenfalls in Sehnenscheiden und Schleimbeuteln zu finden.

Das Gelenk stellt ein sich selbst regulierendes Gleitlager dar, das sich durch Regulierung der Synoviamenge und -viskosität den verschiedenen Bewegungen anpasst.

Sie besteht aus Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat, Glykoproteinen, aus sehr wenigen Knorpelfragmenten und Synovialdeckzellen.

Die Farbe der Synovia ist klar bis hellgelb und wenn sie gesund ist, gerinnt sie nicht.

Je nach Ursache einer Gelenkerkrankung wechselt die Farbe auf weißgrau bis gelb (infektiös), auf rot bis braunrot und trüb flockig (ichorös).

Habt Ihr es gewusst?

Die Viskosität der normalen und gesunden Synovia ist fadenziehend, das heißt, nimmt man einen Tropfen Synovia zwischen Daumen und Zeigefinger, lässt sich dieser auf einen bis zu 5 cm langen Faden auseinanderziehen.

Diese Viskosität wird u.a. durch den Gehalt an Hyaluronsäure bestimmt.

Die Synovia nährt nicht nur die Knorpelschichten und transportiert z.B. bei Entzündungen entstehende Abbauprodukte ab, sondern unterstützt durch ihre Schmier- und Fähigkeit gleitfähig zu machen, auch die optimale Gelenkfunktion.

Sie aktiviert die Abwehr bei Gelenkinfektionen, absorbiert und dämpft Stöße, wodurch keine punktuelle Überbelastung entsteht.

Die Synovialflüssigkeit wird durch die Bewegung des Gelenks angeregt, weshalb tägliche Bewegung, nicht nur unter dem Reiter, für den Erhalt des gesunden Knorpels sehr wichtig ist.

 

1.4 Entstehung von Gelenkerkrankungen

Gelenke sind täglich hohen Belastungen ausgesetzt und bei Verletzungen des Bewegungsapparates häufig mit betroffen.

Durch Erkrankungen der Gelenke verändert sich die Zusammensetzung der Synovialflüssigkeit.

Die Konzentration und der Polymerisationsgrad der Hyaluronsäure sind dann besonders erniedrigt, sie wird dünner und verliert an Elastizität, der Knorpel wird abgenutzt, rissig und beschädigt.

Bei der Altersarthrose verliert der Körper zunehmend die Fähigkeit, die für den Gelenkstoffwechsel notwendigen Nährstoffe aus der aufgenommenen Nahrung zu synthetisieren.

Es ändert sich die Zusammensetzung des Knorpels und der Gelenkschmiere, denn der Gehalt an Hyaluronsäure und Co. geht im Alter sowohl im Knorpel als auch in der Gelenkschmiere zurück.

Der Knorpel ist dadurch weniger elastisch, wird spröde, die Gelenkschmiere wird dünnflüssig und verliert an Schmierfähigkeit.

Dadurch haben Verschleißerscheinungen ein leichtes Spiel.

Durch Gelenkschäden oder -entzündungen wird die Bewegung dann zunehmend schmerzhafter, die Schmerzen wiederum verhindern die Bewegung der Gelenke.

Mangelnde Bewegung führt dann zu einem gestörten Gelenkstoffwechsel, Knorpel und Synovialflüssigkeit werden immer mehr beschädigt bzw. dünner und die Schmerzen nehmen immer weiter zu.

Damit steckt man inmitten des Teufelskreises.

 

1.5 Diagnose

Eine Diagnose kann auf unterschiedlichste Art und Weise gestellt werden.

* klinische Untersuchung

* Thermographie

* Röntgenuntersuchung

* Arthroskopie

* Analyse der Synovia

* allgemeine Lahmheitsuntersuchungen

 

Demnächst geht es weiter mit Teil II.
Arten von Arthritis und Arthrose. 

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