2/2020
BARF II

Liebe Hunde- und Pferdebesitzer/innen,

warum das Thema BARF?
Zum einen hat fast jede/r Pferdebesitzer/in auch einen Hund und zum anderen habe ich ein persönliches Interesse an der artgerechten Fütterung von Hunden wie auch Pferden.
Also geht es weiter mit Teil II (die Basics).

 

Vom Wolf zum Hund – die ursprüngliche Ernährung

* der Mensch hat im Laufe der Zeit durch gezielte Züchtung den Körperbau und das Aussehen des Hundes stark
  beeinflusst, der Verdauungstrakt ist jedoch unverändert der eines Fleisch fressenden Beutegreifers, eines Wolfes
  geblieben

 

Der Speiseplan der Urahnen

* Einzeltiere, geschwächte oder kranke Tiere fressen kleine Tiere wie Vögel, Hasen, Kaninchen, Mäuse und Insekten

* im Rudel werden große pflanzenfressende Tiere wie Hirsch, Büffel und Reh gejagt (Beutetierfresser)

* Wölfe sind zwar Fleischfresser, nehmen jedoch nicht nur das Fleisch zu sich

* nach der Jagd auf pflanzenfressende Groß- und Kleintiere fressen die Organe wie Herz und Leber, Fleisch, Fett,
  weichen Knochen und Knorpel sowie den Darm mit dem vorverdauten Inhalt

* Wölfe gelangen so an Vitamine, Mineralstoffe, Rohfaser, Eiweiß, Fett und Enzyme

* große Röhrenknochen werden abgenagt

* gelegentlich werden Kräuter, Wurzeln und Beeren aufgenommen

Das Einheitsmenü der Hunde

* der Hund von heute bekommt täglich eintöniges Trockenfutter in den Napf gefüllt

* dieses besteht aus einem hohen Anteil Getreide, Zusatzstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen und einer
  schwindend geringen Menge Fleisch und Knochenmehl

* das widerspricht dem Recht des Hundes auf eine art- und bedarfsgerechte sowie abwechslungsreiche Ernährung
* die Folge sind Zivilisationskrankheiten wie Allergien, Diabetes, Krebs, Nieren- und Lebererkrankungen sowie 
  Übergewicht
* Hunde haben ein weitaus größeres Ernährungsspektrum, wie Aas, Essensreste, Knochen, Schlachtabfälle oder 
  Exkremente

* Dein Bestreben sollte es sein, Deinem Hund eine abwechslungsreiche, bekömmliche Fütterung zu ermöglichen, die 
  nicht stundenlang „schwer im Magen“ liegt

Warum Dein Hund kein Fertigfutter im Napf haben sollte!

* künstliche und chemische Füll-, Lock-, Duft- und Farbstoffe

* hohe Temperaturen bei der Herstellung zerstören natürliche Nahrungsbestandteile, die anschließend in chemisch

  hergestellter Form wieder zugesetzt werden
* zu Hauf Kohlenhydrate in Form von Getreide, welche viel Energie liefern, die verbraucht werden muss >
  Hyperaktivität oder Fett

* bei Getreidefütterung häufiger Probleme mit den Gelenken

 

Das BARF- Konzept

* ist eine Rohfütterungsmethode für domestizierte Fleischfresser, also Hund und Katze

* die Rationen werden durch den Tierhalter aus rohen Zutaten selbst zusammengestellt

* Rationen bestehen aus rohem Fleisch, Knochen und Innereien von verschiedenen Schlachttieren sowie aus Gemüse, 
  Obst und natürliche Zusätzen wie z.B. Seealgen, Bierhefe oder Eier

* die Idee hinter dem Konzept ist, dass ein Futter dann gesund ist, wenn es der natürlichen Nahrung eines Tieres 
  entspricht

* die natürliche Nahrung eines Wolfes, als biologischer Vorfahre des Hundes, sind Beutetiere

* diese werden vollständig bzw. zu großen Teilen und natürlich roh gefressen

* Beutetiere liefern alles, was Faunivoren, also Beutetierfresser, benötigen – dies zeigt die Natur seit sehr langer Zeit

* große Mengen an Getreide, synthetischen Zusatzstoffen und andere Substanzen, wie sie häufig in Fertigfutter zu
  finden sind, gehören nicht in den natürlichen Speiseplan der Beutetierfresser und sind deshalb beim BARFen nicht
  vorgesehen

* in der Regel werden keine ganzen Beutetiere verfüttert, deshalb orientieren sich die Futterpläne am Aufbau eines 
  Beutetieres und werden mit natürlichen Zusätzen ergänzt

 

Die Entstehung Konzept und Akronyme

* stammt von der Amerikanerin Debbie Tripp und dem australischen Tierarzt Dr. Ian Billinghurst, die nach einer
  Alternative zum weitverbreiteten Fertigfutter suchten

* in einer Studie an seinen eigenen Hunden, die bislang nur Fleischknochen und Küchenreste kannten, verfütterte
  Billinghurst Industriefutter (in Australien war bis dahin Fertigfutter wenig bekannt und die Hunde erhielten nur
  Fleischknochen und Küchenreste)

* die Bedeutung des Begriffs änderte sich im Laufe der Zeit:        
        - „Born Again Raw Feeders“ (neugeborene Rohfütterer),        
        - „Bones and Raw Food“ (Knochen und rohe/s Nahrungsmittel/Futter),        
        - „Biologically Appropriate Raw Foods“ (biologisch geeignetes rohes Futter)        
        - „Biologically Available Raw Food“ (biologisch verfügbares rohes Futter),        
        - „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ oder        
        - „Biologisch artgerechte Rohfütterung“

* in Deutschland hat Swanie Simon das Thema BARF bekannt gemacht und seit den 90er- Jahren hat sich
  „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ durchgesetzt

* wie man es sich nun aber übersetzt, ist jedem selbst überlassen, denn alle Übersetzungen verfolgen ein Ziel:

        - den vierbeinigen Freund nach seinen Bedürfnissen als Fleischfresser mit dem typischen Fress- und 
          Beuteverhalten so natürlich, artgerecht, gesund und frisch wie möglich zu ernähren

Roh = BARF?

                                      →        Rohfütterung               →       BARF

              Frischfütterung     →       Selbstgekochtes
                                      →       Tischreste

* BARF ist demnach ein Teilgebiet der Rohfütterung und um zu BARFen, müssen bestimmte Regeln beachtet
  werden um eine Mangel- oder Überversorgung zu vermeiden

* die Rohfütterung ist demnach ein Teilgebiet der Frischfütterung
* aber auch Selbstgekochtes und Tischreste gehören neben den rohen Rationen zur Frischfütterung

* bei der Frischfütterung wird auf industriell hergestellte Futtermittel wie Trockenfutter verzichtet und der
  Tierhalter bereitet die Rationen mit frischen Zutaten zu

* die Rationen bei der Rohfütterung werden ebenfalls selbst zusammengestellt, mit der Einschränkung, dass sie
  hauptsächlich, wie der Name sagt, roh gefüttert werden

* werden die Regeln des Barfens nicht befolgt, barft man nicht, sondern füttert roh

 

Die Begrifflichkeiten

* BARF – Biologisch Artgerechtes Rohes Futter

* Biologisch:     - der Wolf ist der nachgewiesene Vorfahre des Haushundes                  
                    - somit ist der Hund biologisch gesehen der Art Wolf zuzuordnen                  
                    - Wölfe ernähren sich seit langer Zeit von Beutetieren, die sie nahezu vollständig und roh
                       fressen                   
                    - zusätzlich nehmen sie pflanzliche Bestandteile in Form von Gräsern, Kräutern und Kot von
                       Pflanzenfressern auf

* Artgerecht:   - eine artgerechte Haltung ist die Orientierung an der ursprünglichen Lebensweise einer Tierart

* ein Futter, das für einen Fleischfresser „biologisch artgerecht“ ist, orientiert sich somit am Aufbau eines Beutetieres = Beutetierkonzept

* wer z.B. zu viel pflanzliche Anteile im Futter hat bzw. auf diese verzichtet, wer zu viel Knochen oder Innereien füttert oder auf diese verzichte, barft nicht, sondern füttert roh

 

Der Aufbau eines Beutetieres

* ein typisches Beutetier ist z.B. ein Kaninchen

* dieses wird komplett gefressen und setzt sich folgendermaßen zusammen:        
          - Fleisch und Fett:              48 %        
          - innere Organe und Blut:    23 %         
          - Fell und Darminhalt:        21,5 %        
          - Knochen:                       7,5 %

* die typischen Beutetiere für wildlebende Fleischfresser sind sich in ihrer Zusammensetzung recht ähnlich

* lediglich innerhalb der genannten Anteile gibt es Verschiebungen anhängig von der Größe der Tiere        
          - bei kleinen Tieren nehmen die Organe einen größeren Teil des Körpers ein        
          - große Tiere haben anteilig eine größere Masse an Stützorganen wie Knochen

* bei großen Tieren würde der Wolf nicht alle Knochen fressen, weil sie zu groß und zu hart sind

* bei BARF wird trotz der o.g. Werte von Durchschnittwerten ausgegangen, denn
          - kein Beutetier besteht z.B. nur aus 25 % Muskelfleisch, aus 75 % Knochen und keinen Innereien

          - derartige Futterpläne entsprechen nicht dem Beutetierkonzept und können nicht als BARF bezeichnet
             werden

Der Aufbau der BARF-Ration

* der Aufbau der BARF-Ration leitet sich aus der allgemeinen Zusammensetzung der Beutetiere ab

* etwa 20 % eines Beutetieres stellen unverdauliche Bestandteile wie Fell und Darminhalt dar

* dies wird bei der BARF-Ration durch ballaststoffreiches und größtenteils unverdaulichem Obst und Gemüse
  nachgeahmt

* der mengenmäßig größte Anteil stellt das Muskelfleisch dar

* die Komponente Blättermagen/Pansen (wie bei Rind und Ziege) wird wegen ihrer guten Nährwerte und dem
  günstigen Preis eingesetzt

* der Anteil an inneren Organen und Blut wird etwas reduziert, da er sich im Beutetier aus zahlreichen 
  bindegewebsreichen Schlachtabfällen wie Darm zusammensetzt und diese Komponente bereits durch die Fütterung
  von Blättermagen/Pansen abgedeckt wird

* aus o.g. Grund werden deshalb hauptsächlich nährstoffreiche Innereien in geringerer Gewichtung eingesetzt

* der Knochenanteil wird übernommen, jedoch als rohe, fleischige Knochen bezeichnet

           - RFK bestehen zur Hälfte aus Knochen und zur Hälfte aus Fleisch, weshalb der Anteil in BARF-Rationen 
              doppelt so hoch ist wie bei blanken Knochen

* die BARF-Ration setzt sich deshalb wie folgt zusammen:

            - 80 % tierische Komponenten    
                    * 50 % durchwachsenes Muskelfleisch wechselnder Sorten (Fettgehalt 15-25 %)
                    * 20 % Blättermagen/Pansen (entfallen diese, gehen die % zugunsten des Muskelfleischs)
                    * 15 % Innereien wie Leber, Niere, Milz    
                    * 15 % gemischte rohe, fleischige Knochen

             - 20 % pflanzliche Komponenten    
                    * 75 % gemischtes, püriertes Gemüse    
                    * 25 % Obst

 

 Wie sollte die Ernährung des Hundes aussehen?

 * die Fütterung sollte abwechslungsreich sein

             - dies bedeutet nicht, dass alle Tierarten, die zur Verfügung stehen, gefüttert werden müssen

             - abwechslungsreich bedeutet vielmehr:

                         * sich auf einige wenige Tierarten festlegen
                         * möglichst verschiedene Teile des Tieres abwechselnd verwenden
                         * verschiedene Obst- und Gemüsesorten sowie Kräuter verwenden

 
Die Zusätze

* die Rationen werden je nach Situation ggf. durch die regelmäßige Gabe von Omega-3-Fettsäuren-lastigen Ölen wie
  See-Fischöl, frischen Eiern, Kräutern, Algen, Nüssen/Samen, Bierhefe und Lebertran ergänzt

* Milchprodukte können mit einem Anteil von 5 % der tierischen Komponenten ergänzt werden

Die Gründe für BARF?

* eine Vielzahl von Futtermittelskandalen bei Fertigfutter wie Über- und Unterdosierungen von Nährstoffen,
  Kontamination mit Krankheitserregern und Schimmelpilzgiften sowie krebserregenden Zusatzstoffen

* fragwürdige Inhaltsstoffe

* fehlerhafte oder verwirrende Deklaration von enthaltenen Futtermittel

* Tierversuche zur Erforschung des Fertigfutters

* Zunahme von fütterungsbedingter Erkrankungen wie Allergien, Nierenerkrankungen, Magendrehungen

* verkürzte Lebenserwartung

* der Wunsch des Besitzers, sein Tier artgerecht, hochwertig und gesund zu ernähren

Die Vorteile für Sie als Hundebesitzer

* Kontrolle über die Zusammensetzung, Qualität und Herkunft des Futters

* Verzicht auf Geschmacksverstärker, Farb- und Konservierungsstoffen sowie auf andere ungewollte, chemische und
  künstliche Zusätze

* artgerechte und gesunde Ernährung des Hundes nach seinen individuellen Bedürfnissen und Vorlieben als
  Fleischfresser mit dem typischen Fress- und Beuteverhalten

* keine Verwirrung bei der Deklaration

 

Die Vorteile für Deinen Hund

* bessere Aufnahme und Verwertung des Futters durch hohe Bioverfügbarkeit

* dadurch ein geringerer Kotabsatz

* keine unliebsamen, künstlichen und chemischen Füll-, Lock-, Duft- und Farbstoffe

* weniger Ballaststoffe

* ein gesundes und glänzendes Fell

* verbessertes Hautbild und Pigmentierung der Haut

* gepflegte Zähne und weniger bis kein Zahnstein und somit

* geringer bis kein Maulgeruch

* verminderter Eigengeruch

* ein starkes Immunsystem und ein starker Organismus, somit

* seltener Zecken und Darmparasiten

* ein vitales, ausgeglichenes und aktives Wesen

* aufgedrehte Hunde können gelassener werden > veränderte Nährstoffzusammensetzung (keine Kohlenhydrate)

* starke Sehnen, Bänder, Muskeln und Gelenke

* verbesserte Regulation des Gewichtes

* Spannung und Freude am Napf

* verringertes Risiko einer Magendrehung

* Zivilisationskrankheiten wie Allergien, Diabetes, Krebs, Nieren- und Lebererkrankungen sowie Übergewicht werden minimiert oder treten nicht auf

* höhere Lebenserwartung

Die Nachteile für den Hundebesitzer

* anfangs muss mehr Zeit in die Suche nach Bezugsquellen investiert werden
* mehr Zeitaufwand, denn einzelnde Futterkomponenten müssen verarbeitet werden und das ist aufwendiger, als
  eine Tüte Fertigfutter in den Napf zu geben

* tiefere Kenntnisse, denn um eine Ration bedarfsgerecht zusammenzustellen, muss man sich intensiver mit der
  Fütterung eines Hundes befassen (wer das scheut, lässt die Rationen durch einen erfahrenen BARF-Berater
  zusammenstellen)

* größerer Platzbedarf, denn frisches Fleisch, Obst, Gemüse und Zusätze benötigen mehr Platz als eine Tüte
  Fertigfutter

 

Die kurzzeitigen Veränderungen während der Umstellung auf BARF

* Kotmenge nimmt deutlich ab, wird dunkler, fester und besser geformt > es ist normal, wenn einen Tag kein Kot
  abgesetzt wird

* Kot kann mit einem grauen, festen Schleim überzogen sein > eingelagerte Schadstoffe und Schlacken werden über
  die Haut und Verdauung ausgeschieden und die Darmzotten gereinigt

* es wird weniger getrunken > es wird viel Wasser aus Fleisch, Obst und Gemüse aufgenommen

* selten kommt es zu breiigem Stuhlgang bis Durchfall

* Entgiftungserscheinungen wie Schuppen, Fellwechsel, Ohrensekret, Blähungen können auftreten

* ebenfalls kann die Haut in dieser Zeit einen starken Eigengeruch annehmen

Die allgemeinen Veränderungen durch BARF

* Verbesserung oder ggfs. das Abklingen von Symptomen in Bezug auf Haut- und Fellproblemen, Magen- und
  Darmerkrankungen, Augenproblemen und in Bezug auf Erkrankungen der Harnwege

* verbesserte Fellqualität

* verminderter unangenehmer Eigengeruch

* allgemein besseres Wohlbefinden/bessere Laune

* erhöhte Akzeptanz des Futters

* (siehe auch „Vorteile für den Hund“)

 

Meine Qualifikationen in Sachen Tierernährung?

Futtermittelberaterin für Pferde
Beraterin für Pferdefütterungsmanagement

Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen mit dem Schwerpunkt BARF
Mykotherapeutin für Tiere

Fachberaterin "Wildkräuter in der Tierernährung - Hund und Pferd

Zertifizierte Pferdefütterungsmanagerin (HfWU)

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